Die Begriffe Ernährungsjournalismus, Lebensmitteljournalismus und Food-Journalismus werden immer häufiger verwendet, auch wenn sie nicht klar definiert sind. Die Journalistin und Wissenschaftlerin Prof. Dr. Barbara Brandstetter versteht darunter: „die ‚Berichterstattung‘ über Vieles, was mit Essen und Getränken, mit Ernährung und Kochen zu tun hat.“ [1] Der Autor und Journalist Branden Salas hebt hervor, dass sich dieses Genre des Journalismus an die Art von Publikum richtet, das sich für die Themenbereiche Ernährung und Lebensmittel interessiert. [2]
Thematisch bilden ernährungsjournalistische Beiträge ein breites Spektrum ab, dazu gehören z. B.:
Das aus dem englischsprachigen Raum stammende Food Writing widmet sich vor allem kulinarischen Aspekten wie dem Verfassen von Restaurantkritiken, Rezeptvorschlägen oder ganzen Kochbüchern. Auch esskulturelle und ernährungshistorische Themen werden oft im Food Writing aufgegriffen. Bekannte Food Writer:innen sind Mary Frances Kennedy Fisher, Elizabeth David oder Jim Harrison. Ein aus zahlreichen Fernsehsendungen bekannter Kochbuchautor ist Jamie Oliver.
Im Ernährungsjournalismus arbeiten verschiedene Berufsgruppen wie z. B. journalistisch hauptberuflich tätige Ernährungswissenschaftler, Oecotrophologen, Biologen und andere Naturwissenschaftler sowie „klassische Journalisten“ (meist ohne naturwissenschaftliches Studium). Ebenso veröffentlichen Forschungseinrichtungen wie das DIfE, Fachgesellschaften wie die DGE oder Behörden wie das BfR regelmäßig aktuelle Forschungsergebnisse zum Thema Ernährung. Zudem fungieren die dort tätigen Wissenschaftler häufig als Interviewpartner.
Zunehmend finden sich auch Laien, die zumeist weder über eine fundierte Qualifikation im Bereich Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften noch über eine journalistische Ausbildung bzw. signifikante Erfahrungen in diesem Bereich verfügen. Hier ist bei den getroffenen Aussagen meist Vorsicht geboten, vor allem wenn keine Quellenangabe erfolgt oder z. B. die gesundheitlichen Wirkungen von Lebensmitteln bzw. Ernährungsweisen stark übertrieben betont werden.
Ernährungsthemen sind in allen journalistischen Medien ein echter „Quotenbringer“ – egal ob im TV, Radio oder in Printmedien. Im Internet sorgen sie regelmäßig für hohe Klickzahlen. So verwundert es nicht, dass Medienberichte über Diäten, Ernährungsweisen und Lebensmittel – und somit der Ernährungsjournalismus insgesamt – zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Auch wenn das Wissen über gesunde Ernährung und krankheitspräventive Wirkungen von Lebensmitteln in den letzten Jahren innerhalb der Bevölkerung zugenommen hat, gibt es nach wie vor viele Ernährungsbeiträge, denen jegliche wissenschaftliche Grundlage fehlt. Diese führen die Leser, Zuhörer oder Zuschauer somit sprichwörtlich in die Irre oder sorgen zumindest für Verunsicherung, sei es durch Halbwahrheiten, unklare Aussagen, kommerzielle Interessen (z. B. einseitige Hervorhebung eines Produkts) oder schlichtweg fehlendes Ernährungswissen der Autoren.
Umso wichtiger ist es, dass Fernseh- und Rundfunkbeiträge sowie Artikel über Ernährung inhaltlich „Hand und Fuß“ haben, also fachlich korrekt sind. Denn neben ausreichender Bewegung ist eine ausgewogene Ernährungsweise ein wichtiger Teil eines gesunden Lebensstils und mitentscheidend dafür, um gesund zu bleiben. Dass dabei die Vermittlung von wahrheitsgemäßen und ernährungswissenschaftlich fundierten Informationen wesentlich dazu beitragen kann, liegt auf der Hand.
Auf den ersten Blick scheint dies für einen nicht fachlich geschulten Leser ein schwieriges Unterfangen zu sein. Jedoch gibt es wertvolle Hilfsmittel. So hat ein Team von Wissenschaftsjournalisten der Technischen Universität Dortmund einen Kriterienkatalog entwickelt, mit denen die Qualität ernährungsjournalistischer Beiträge bewertet werden kann [3]. Dieser Katalog basiert auf einem international etablierten Kriterienkatalog zur Qualitätsbewertung von medizinjournalistischen Beiträgen.
Mithilfe dieses Katalogs können Journalisten, Ärzte, aber auch Interessierte ohne ernährungswissenschaftliches Hintergrundwissen Ernährungsbeiträge besser einschätzen. Folgende Punkte sollten geprüft werden, um zu beurteilen, ob es sich um „gute“, „mittelmäßige“ oder „schlechte“ Berichterstattung über Ernährung handelt.
Quelle: Medien-Doktor.
Neben den genannten Kriterien ist es zudem wichtig, zu beachten, wer den Bericht über Ernährung verfasst hat. Ist es ein selbst ernannter Ernährungsguru ohne Fachqualifikation oder ein erfahrener Wissenschafts- oder Ernährungsjournalist mit Studienabschluss und entsprechender Sachkenntnis? Mit ein wenig Recherchearbeit über Google (oder anderen Suchmaschinen) lässt sich dies meist problemlos herausfinden. Die Qualifikation und Reputation des Verfassers liefern in aller Regel einen wichtigen Hinweis für eine vertrauenswürdige und seriöse Berichterstattung zum Thema Ernährung und Lebensmittel.
Mit den hoffentlich hilfreichen neuen Erkenntnissen wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen Ihrer Ernährungsliteratur,
Ihr Dr. Steffen Jakobs